Der Hintergrund für die vorliegenden Arbeit ist meine langjährige Beschäftigung
mit gestalterischen Mitteln in der Kinder-, Jugend und Erwachsenenarbeit. Zum
Teil kam mir meine berufliche Situation, wie z.B. in der Arbeit mit jungen
Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung oder mit Erwachsenen mit einer
geistigen Behinderung, meinem Anliegen, kreative Anschübe in die Arbeit mit
hinein zu nehmen entgegen, bzw. hatte ich Gelegenheit in langjähriger
ehrenamtlicher Arbeit in der Kirchgemeinde oder mit anderen Eltern an der Schule
meiner Kinder, verschiedene malerische, zeichnerische und gestalterische
Vorhaben zu verwirklichen.
Im folgenden sind hier von mir einige Techniken genannt, die sich aus meiner
Sicht besonders gut eigenen, sich praktisch mit den kreativen Möglichkeiten von
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auseinanderzusetzen. Ich verweise daher
auf den voraus gesetzten Aufwand und versuche aufzuzeigen, wie man diese
Techniken methodisch umsetzen kann.
In der malerischen Arbeit mit Kindern dominiert die Bewegung. Die Bewegung ist
ihrem Wesen nach fließend, mit ihrer Ausführung löst sie sich bereits wieder auf
oder geht in die nächste über. Malen kann demgegenüber als das Bestreben
bezeichnet werden, Bewegung festzuhalten. Malen ist sinnhaft umgesetzte
Bewegungsspur. Fußspuren sind entwicklungsgeschichtlich vielleicht die erste
bewegungsmäßigen Hinterlassenschaften, die dem Menschen ermöglicht, sich seiner
Bewegung inne zu werden. Immer wieder ist es daher für ein Kleinkind eine
erstaunliche Neuendeckung, seinen Bewegungsspuren in Sand und Schnee und ebenso
schmierend, dann aber zunehmend gestaltend im Malen zu begegnen. Malen führt ein
Kind somit zu einen vertieften Auseinandersetzung mit seiner Bewegungsfähigkeit.
Umgekehrt lassen Spuren und malerische Ergebnisse Rückschlüsse zu auf
stattgefundene Bewegungen (über deren Tempo, Richtung, und Krafteinsatz). Sehr
früh nimmt das Kind gegenüber seinen Malereien eine Bedeutungsverleihung vor,
wodurch die malerischen Gestaltungen nicht nur Bewegung bedeuten, sondern einem
beabsichtigten Ausdruck dienen.
Malen ist eine Widerspiegelung der Bewegungserfahrungen. Es handelt sich um eine
noch weitestgehend erzählerische, szenarisch aufgebaute, erlebnishafte und
emotional betonte Ausdrucksform.
Malen findet seinen Ausdruck in flächig - fleckenhaften Darstellungsweise, in
denen die Formgebung erst in Grobgestaltungen sichtbar wird.
Dabei spielt die Farbgebung im einzelnen, mehr noch die Gesamtkomposition, die
entscheidende Rolle. Der Pinsel (vorrangig die Hand), ist in seiner materialen
Flexibilität (weiche Biegsamkeit) das bevorzugte Instrument. In ihm ist noch
viel von jenen, dynamischen Gestaltungsmöglichkeiten enthalten, die der
menschlichen Bewegung eigen sind.
Malen ist raumgreifend und bewegungsintensiv, was eine entsprechende großzügige
und frei Atmosphäre und Situation erfordert. ( Vergl. P. M. Widmer, Bewegen und
Malen, Dortmund, 1991, Seite 38/ 39 )
Zu verwendendes Material:
• feste Pinsel
• große, stärkere Papiere mindestens Format A 3
• kinderfreundliche Wasserfarben/ oder reine Farbpigmente mit Zelleim
Räumlichkeit und Arbeitsumgebung :
• Auf Tischen oder auf den Fußboden malen
• in großen Räumen arbeiten die Bewegung zulassen
methodisches Vorgehen :
Durch kleine Geschichte über die Herstellung von Papier und Farbe die Neugier
bei den Kindern wecken.
Die gewünschten Farben bereitstellen den benötigten Freiraum um das Blatt herum
herstellen.
Oft erzählen die Kinder beim Malen etwas, für das Sichten und Ordnen der Bilder
ist es oft von Bedeutung, die Geschichten schriftlich festzuhalten und sie am
Bildrand aufzuschreiben.
Malen und Zeichnen sind einander ergänzende Ausdrucksformen, wobei sich mit dem
Zeichnen zunehmend die Absicht verbindet, gegenstandsbezogene Abbildungen zu
gestalten. So können formale, umrißhafte und lineare Darstellungsweisen vermehrt
in den Vordergrund treten. Zeichnungen, die als bestimmtes Etwas wiedererkannt
werden wollen, stehen der kognitiven Verarbeitung (des Betrachters) näher.
Im Zeichnen findet eine gewisse Reflexion und Distanzierung gegenüber der Um-
und Mitwelt statt.
Zeichnen ist bewußt geführte, formal gesteuerte Bewegung. Zeichnen steht bereits
in enger Verbindung zur Zeichen- und Symbolwelt, die sich das Kind zu eigen
gemacht hat.
Kreise, Kreuze und Vierecke und andere archaische Urformen werden vom Kind
kritzelnd entdeckt. Auch zeichnerische Darstellungen wurzeln in verinnerlichten
Bewegungserfahrungen (des Kreisens und Drehens, des Gleiten und Rutschens, des
Streckens und Kauerns) wie sie aus zahlreichen Spielen zu gewinnen sind.
Zu verwendendes Material:
• Stifte, Kreiden, Zeichenkohle und Fixierung
Umgebung:
• ebene Flächen z.B. auf Fußböden und großen Tischen
methodische Herangehen:
Für das Zeichnen sollten kleine Gegenstände, wie Kartons, Schachtel Flaschen und
Obst auf den Tisch gestellt werden um mit den Kindern über deren Form
zusprechen. Die Gegenstände sollen befühlt und auf den Tisch angeordnet werden.
Die kleinen Zeichner sollen auf dem Blatt auch Oben und Unten zeigen und
festlegen worauf der Gegenstand steht. Mit Kindern ab 5 Jahre kann man auch an
Hand der aufgestellten Dinge über Licht und den Schatten sprechen.
In Anlehnung an der im Punkt 6. getroffenen Feststellung, das die Fähigkeit sich
kreativ auszudrücken, im Laufe des Heranwachsen verkümmert (wenn es nicht
trainiert wird), ist bei Jugendlichen zu beobachten das schon nicht mehr von
einem dem Gestaltungsdrang, ähnlich dem des Kinder, auszugehen ist.
Ziele einer kreativen Arbeit ( mit gestalterischen Mitteln) mit Jugendlichen
sind :
• Das Wiederentdecken bzw. das Erhalten der eigenen Kreativität, das Zulassen
von Phantasie und das Abstreifen von Leistungsdruck.
• Gegenüber der oft nüchternen Alltagsrealität soll ein kreativer Freiraum
bewahrt werden, der gleichzeitig den individuellen Entwicklungsdrang von
Jugendlichen gerecht wird.
• Da der Jugendliche in der späteren Arbeitswelt ohne Kreativität nicht mehr Fuß
fassen kann, sollen in dieser Arbeit ein unverkrampftes, ja selbstverständliches
Umgehen mit den eigenen Fähigkeiten gelegt werden.
• Durch das Anbieten von Malen und Zeichnen und das Kennenlernen von (dem
künstlerischen Alltag entlehnten) Arbeitsmethoden, wird dem Jugendlichen die
Möglichkeit geben, sich mit dem Schaffen und dem Denken eines„ Künstlers“ zu
identifizieren und seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
Zu verwendendes Material :
• alle möglichen zeichnerischen Werkzeuge wie: Stifte, Kreiden, Kohle
• alle möglichen Farben wie : Wasser-, Dispersions- , Guache, Öl und Acrylfarben
• verschiedenen Papiere, Leinwände, Holzplatten, und sonstig geeignete Malgründe
Umgebung oder räumliche Voraussetzung:
• große Arbeitsflächen, Räume die Bewegung und Gespräch ermöglichen
• verschiedenen Lagerflächen, für zu trocknendes Material und günstiges Licht
methodisches Herangehen:
Es ist eine offene, zum Gespräch wie auch zur Konzentration geeignete Atmosphäre
zu schaffen.
Eine Anregungen durch Musik oder durch Bildbetrachtung bringt Phantasietätigkeit
und dem Malprozeß stützende Gespräche in Gang.
Für den Stundenaufbau ist ein Wechsel von möglichen Vorgaben (Stilleben) oder
freien Malen und Zeichen sinnvoll.
Zur Einbeziehung einer ganzheitlichen Wahrnehmung und dem „Training“ aller
Sinne, ist eine offene Begegnung mit der Natur und dem Zeichnen und Malen vor
Ort und in einer entsprechend längeren Zeiteinteilung zu empfehlen .
Insbesondere sollte der Wechsel von reizarmen in reizvolle Räume und umgekehrt,
erfahrbar gemacht und nachvollziebar angeregt werden.
Auch die Begegnung mit einem tätigen Künstler in seinen Arbeitsräumen kann
Standpunkte und Blickwinkel bei den Jugendlichen nachhaltig prägen. Zur
Motivation für ein auf ein Produkt orientierten Malprozeß sollte eine mögliche
Ausstellung der entstandenen Werke besprochen werden.
Diese künstlerische Technik basiert auf der Erweiterung der künstlerischen
Mittel vor allem auf die Bewegung.
Was dem russischen Maler Kandinsky 1910 vorschwebt, eine alles umfassende Kunst,
in den sechziger Jahren war sie realisierbar. Das war die Zeit, als die bildende
Kunst ihren tradierten Rahmen sprengte, um in Bereiche einzudringen, die ihr
vorher verschlossen waren. Sprache, Musik und vor allem die menschliche Bewegung
im realen Raum bereicherten den Handlungs- und Ausgangsspielraum des Künstlers
in einem nie zuvor gekannten Maße.
Eingeleitet haben diese Phase die Künstler des Action-Paintings, deren Absicht
es war, ihre jeweiligen emotionalen Verfassung auf einer Leinwand spontan
Ausdruck zu verleihen. Als Jackson Pollock ( 1950), einer der führenden Köpfe
dieser Kunstrichtung eines Tages seine Leinwand auf den Boden legte, in das Bild
„hineinging“ um Farbe zu verspritzen (dripping), das heißt im freien Raum zu
agieren, war eines unübersehbar geworden: die Lösung bildnerischer Fragen tritt
in den Hintergrund zu Gunsten der Bewegung. (Vergl. M. Jochimsen, Kunstforum
international, Köln, 1978, Seite 72)
Action-Painting ist gekennzeichnet durch Dynamik und Bewegung beim Malen (gemalt
wird im Stehen, im Knieen, in aufrechter und gebückter Haltung).
Action - Painting ist in seiner Funktion stark sensorisch ausgerichtet (alle
Sinne werden einbezogen). Es wird mit ungewöhnlichen Materialien (Walzen,
Spachtel, Besen) und auf großflächige Leinwände gemalt.
Nicht das Endprodukt, sondern der Malprozeß steht im Vordergrund. Das
erlebnispädagogische Moment ist beim Action - Painting die herausragende
Lernform. Action-Painting ist geprägt von bildnerischen Denken (visuell und
haptisch), es ordnet nach Erscheinung und Gestaltähnlichkeiten, ist eher nicht
verbal. Die Farborientierung ist das wichtigste Element.
Ein weiteres wichtiges Moment beim Action - Painting ist das gemeinsame Handeln
und Interagieren.
Dieses „gemeinsame“ Malen wird in der Einzelarbeit und in der Kleingruppe
praktiziert.
Es wird „freies“ und „themenbezogenes“ Action-Painting unterschieden.
Freies Action-Painting
Freies Action-Painting kann selbst mit sehr kleinen Kindern (ab 1 ½ Jahren)
durchgeführt werden. Es ist stark sensomotorisch ausgerichtet.
Visuellmotorische Anteile kindlichen Entwicklung stehen im Vordergrund , d.h.
Handgeschicklichkeit, visuelle Wahrnehmung.
Es eignet sich gut für den ersten Kontakt mit dem Kind / Jugendlichen.
Freies Action-Painting bedeutet, daß die Kinder ohne jegliche Vorgabe von
Themen, Inhalten oder Phantasien Farben und mit Walzen oder Pinseln auf der
Leinwand verteilen können. Beim freien Action-Painting ist der Prozeß, die
Auseinandersetzung des Kindes mit den Farben und Malutensilien, das wichtigste
Element.
Ein Übungsbeispiel :„Die Farbe, die Leinwand und meine Hände“.
Dabei ist das Malen Ausdruck sensomotorischer Entwicklung. Das Kind oder der
Jugendliche verteilt die Farbe mit den Händen. Er riecht an der Farbe, verteilt
Sand auf der Leinwand. Die Auseinandersetzung mit der Farbe als senorisches
Material steht im Vordergrund. Der ganze Körper wird in den Prozeß einbezogen.
Es entsteht rein zufällig ein Bild, als Abfallprodukt eines basalen
Lernprozesses.
Zu verwendendes Material:
• Leinwand, Farbe, Sand,
methodische Vorgehensweise:
• einführendes Erklären der Materialien, verbale Unterstützung und Motivation.
Themenbezogenes Action - Painting
Ist bei Kinder ab 4. Jahre möglich. Dabei stehen die kognitiven Fähigkeiten im
Vordergrund. Zur Umsetzung von eignen sich sehr gut Bildergeschichten sowie
Erlebnisse aus den Alltag und Urlaub.
Action-Painting wird auch gezielt in die therapeutischen Arbeit mit Kinder und
Jugendlichen eingesetzt.
Zu verwendendes Material :
• wie oben und zusätzlich große Pinsel und Farbe getauchten Stricke,
methodische Vorgehensweise :
• ein Thema wird gesucht,
• Differenzierung des Themas in Bezug auf Farben und Maltechniken,
• das fertige Bild dem Betrachter erklärten und interpretieren.
Das themenbezogene Action-Painting ist für Heranwachsend bis 18 Jahre gut
geeignet um Situationen aufzulockern und einen freien Zugang zu eigenen
kreativen Kräften zu bekommen.
Der Malraum für Action-Painting:
Auf einer Seite des Raumes ist eine Malwand angebracht, an der Leinwände und
auch Papierbögen befestigt werden können. Die Kinder malen an der Wand
weitgehend mit Pinsel, Besen oder Farbwalzen. Die Farben stehen auf Malwagen. Im
Raum sollten Waschbecken vorhanden sein.
Rohe Leinwände und Papierrollen zum Abdecken des Bodens sind da.
An Haken hängen Malerkleidung, wie Hemden oder Schürzen. Im Raum sollten Spiele
und Bilderbücher für das themenbezogenes Action-Painting untergebracht sein.
Eine Stereoanlage mit entsprechender , dem Arbeitsprozeß fördernder Musik sollte
ebenfalls vorhanden sein.
( Vergl. N. Hanke, Action - Painting, Nürnberg 2000, Seite 15 ff )
Die Monotypie ist ein einfaches Druckverfahren mit dem ich selbst seit längeren
mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeite.
Der Ausgang ist einfaches graphisches Darstellen und das Besondere daran ist,
das auf Grund des Farbaushärtens zügig gearbeitet werden muß.
Auf Glasplatten wird eine entsprechende pastose Farbe mit einer Gummiwalze
aufgetragen. Danach wird das Papier auf die Glasplatte mit der Farbe aufgelegt
und mit einem Stift oder festen Ölkreiden darauf gezeichnet. Nach dem Zeichnen
wird das Papier von der Glasplatte abgezogen und das eigentliche Bild ist auf
der Vorderseite (spiegelverkehrt) sichtbar.
Am Anfang einer Malstunde wird erklärt, wie die Farbe mit der Walze aufgetragen
wird und was man beim Zeichnen (auf der Rückseite des Druckes) beachten muß.
Vergleichbar dem Action-Painting, wird mit dem Körper, der Bewegung und mit
entsprechender (Druck-) Kraft gearbeitet.
Beim Umgang mit der Farbe und dem Material werden die praktischen Fähigkeiten
besonders angeregt Mit der Möglichkeit des auch geringeren Aufdrückens von
Stiften, wird die Sensibilität und Feinmotorik angesprochen. Deshalb können mit
dieser Technik Mädchen und Jungen gleichermaßen gut einbezogen werden.
Es kann als „freie“ aber auch themenorientierte Arbeit durchgeführt werden. Zum
Schluß des Druckverfahrens ist ein sehr ästhetisch anmutendes Produkt zu sehen,
das den Produzenten motiviert, weiter zu zeichnen.
Zu verwendendes Material und Werkzeuge :
• Glasplatte ( mindestens A 3 ), Öl- oder Druckfarben, Gummiwalzen und Stifte
oder Ölkreiden.
Methodisches Vorgehen
• einführendes Erklären der Technik und des dazu gehörenden Materials;
• einstimmen mit entsprechender, dem Malprozeß unterstützender Musik,
• Motivation und verbale Unterstützung;
Am Anfang eines (sozialpädagogischen) Kontaktes mit Kinder und Jugendlichen
steht oft die Frage, ob es besser ist, einzeln mit dem Gegenüber zu arbeiten,
oder ob es sich empfiehlt gemeinsam in der Gruppe zuarbeiten. Kleine Gruppen und
ein entsprechend großer Raum, sind oft die effektivste Lösung dieses Problems.
Die meisten Einrichtung sind oft aus finanziellen und räumlichen Gründen
gezwungen, einen Spagat zwischen beiden Möglichkeiten zu tun. In Zusammenhang
mit dem Prozeß einer künstlerischen und kreativen Arbeit, ist ein gemeinsames
Schaffen in der Gruppe angebracht, hilft es doch, die Vorgehens- und
Arbeitsweise der anderen mit der eigenen Arbeit zu vergleichen und das ggf. mit
in die eigene Gestaltung einfließen zu lassen.
Für das Herausfinden des eigenen kreativen Potentials ist jedoch Einzelarbeit
(und möglich ein eigener Arbeitsplatz) nötig.
Verweisen möchte bei diesem Aspekt auf die Kunstform „Art brut “. :
Wir verstehen darunter Werke von Personen, die durch die Künstlerkultur keinen
Schaden erlitten haben, bei denen Nachahmungstrieb, im Gegensatz zu dem, was bei
den Intellektuellen geschieht, wenig oder keinen Anteil hat, so das die Autoren
als (Gestaltungsgegenstand) verwendete Material, mittels der Umsetzung,
Formelemente, aus ihrem eigenen Inneren holen und nicht aus den Schubladen der
klassischen Kunst oder der Kunstrichtung, die gerade Mode ist . (zitiert nach
Jean Debuffet)
(Jean Debuffet In.: P. Bianchi, Kunstforum international, Köln, 1989, Seite 72
f.)
Solch eine ganz eigene künstlerische Vorgehensweise ist in der Arbeit
zwar seltener, jedoch ist dies bei Kindern und Jugendlichen die aus eher
schwierigen sozialen Situationen kommen (z. B. aus Multiproblemfamilien)
möglich. Hier macht es besonders Sinn individuell zu fördern. Oftmals reicht es
schon aus, die entsprechenden Materialien zu Verfügung zu stellen.
Unabhängig von einer Einzel - oder Gruppenarbeit sollte frühzeitig überlegt
werden, welcher äußerlichen Rahmen notwendig ist und welcher Zeitumfang
einzuplanen ist.
Aus den entstandenen kreativen Arbeiten eine Ausstellung zusammenzustellen, ist
eine Strategie, die insbesondere aus dem sozialpädagogischen Ansatz meiner
Arbeit resultiert. Wenn es auch nicht das vorrangige Ziel der kreativen Arbeit
ist, so ist es jedoch eine angemessene Belobigung für die entstandenen Bilder,
wenn die Kinder und Jugendlichen erleben, daß ihre Arbeiten in einem
entsprechenden Raum ausgestellt werden.
Dabei wird dem kreativen Produzenten die Wertschätzung seines Produktes im
besonderem Maße zuteil. Diese gemeinsame Ausstellung ist auch mit einem Prozeß
der Selbsteinschätzung verbunden. Auch das Wahrnehmen von entsprechenden Räumen
und deren Ausgestalten versetzt das Kind oder Jugendlichen in die Lage, in dem
gedachten künstlerischen Rahmen weiter zu denken.
Oft empfinden Eltern und Angehörige einen völlig neuen Zugang zu der Welt ihrer
Kinder, wenn sie sich die Bilder anschauen. Gerade das Wissen, daß sich über
Bild- und Symbolsprache vieles mitteilt, das oft so nicht (verbal) mitgeteilt
werden kann, weckt das Interesse des Betrachters. In der pädagogischen Arbeit
nutzt es andererseits, der Öffentlichkeit einen Blick auf Kindsein und
Jugendlichkeit zu eröffnen, der im Alltagsgeschäft der Familie meist verloren
geht.
Nicht zuletzt ist das Eröffnen einer gemeinsamen Ausstellung auch ein festlicher
Anlaß, bei der die Freude über eine kreatives und künstlerisches Produkt von
Kinder, Eltern und den Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen geteilt wird.