Während der Arbeit am theoretischen Teil dieser Diplomarbeit habe ich meine
Vorstellungen, Erfahrungen und Gedanken an ganz praktischen Arbeiten überprüfen
können.
Dazu gehörte die wöchentliche „ AG Kunst“ in einem Kindergarten und
die Gestaltung einer Gruppenarbeit mit Mitarbeitern eines ortsansässigen Vereins
für Jugendsozialarbeit.
Der im Vorfeld zu dieser Arbeit, bei mir auch aufgekommene Gedanke, daß es zu
dem Thema „ Kreativität in der sozialen Arbeit „ eigentlich nichts Wesentliches
zusagen gäbe, weil es praktisch schon in allen Einrichtungen der
Sozialarbeit/Sozialpädagogik zum Alltag gehört, hat sich so nicht bewahrheitet.
Wenn auch die von mir vorgestellten Einrichtungen schon vorbildlich kreative
Betätigung zum Bestandteil ihrer täglichen pädagogischen Arbeit gemacht haben,
war jedoch zu erfahren, daß vieles mehr noch gewünscht wird, aber aus
ökonomischen, zeitlichen und Belegungsgründen nicht durchgeführt werden kann.
Durch die immer wieder im sozialen Bereich vorgenommenen finanziellen Kürzungen
bleiben viele Initiativen auf der Strecke.
Einrichtungen von freien Trägern haben dabei eine etwas günstigere
Ausgangssituation, wenn Eltern und Angehörige von Kindern und Jugendlichen an
der speziellen Förderung ihrer Kinder interessiert und bereit sind, kreative
Arbeit finanziell (oder durch Materialien) zu unterstützen.
Daß viele Einrichtungen jedoch auch ganz gut ohne kreative Arbeit auskommen und
sich entsprechend die Lager mit allerlei Bastel-, Zeichen- und Malmaterial
füllen, kann hier nur provozierend in dem Raum gestellt werden.
Viele Eltern und Angehörige sind an einer besonderen, kreativen Beschäftigung
ihrer Kinder nicht sonderlich interessiert und begründen das damit, daß sie ihr
Leben ja auch ohne Kreativität bewältigen müssen. Kinder aus Familien, mit wenig
Anregungen und Reizen, sind auch bald selbst zu einer kreativen
Freizeitgestaltung nicht oder nur noch schwerlich zu motivieren.
Aus der von mir gemachten Erfahrung mit unterschiedlichen Gruppen von Kinder und
Jugendlichen läßt sich jedoch ableiten, daß viele nach anfänglichen zögern, sich
doch letztlich gern durch verschiedene kreative Ausdrucksformen anregen lassen,
um dann ganz in sich selbst versunken etwas zu malen, zeichnen oder etwas
plastisch gestalten.
Dabei spielt es eine nicht unerhebliche Rolle, ob das Kind oder der Jugendliche
sich in einem „bewertungsfreien“ Raum (z.B.: der Freizeitstätte)
wähnt oder ob er seinen kreativen Ausdruck, als eine Art Gegenleistung für den
Aufenthalt in einer solchen Freizeitstätte empfindet.
Wie diese Rahmenbedingungen inhaltlich und praktisch gestaltet werden, liegt
ganz in den Händen der Mitarbeiter, deren Profession meist die eines
Sozialarbeiters/Sozialpädagogen ist.
Deren eigene Kreativität und offener Zugang zu Kunst und kunstpädagogischen
Gestaltung des Einrichtungsalltages entscheidet letztlich darüber ob die Kinder
und Jugendlichen ihre anfängliche Scheu und Ablehnung überwinden und selbst
kreativ tätig werden.
Selbstkritisch muß zum Schluß meiner Ausführung festgestellt werden, daß es
offen bleibt, ob sich das sehr weit gefaßte Thema „Kreativität“, allein an dem
von mir aufgezeigten konzeptionellen Rahmen, nämlich der kreativen Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen, erfassen und bewerten läßt.
Daß nach professionellem Verständnis die Sozialarbeit/Sozialpädagogik sich an
der in der Arbeit eingesetzten Kreativität messen lassen muß, wird ebenso wenig
diskutiert, wie die von einigen aufgestellte Meinung, das jeder
Sozialarbeiter/Sozialpädagoge sowieso kreativ ist, allein deshalb, weil ihm in
der Arbeit so viel unterschiedliche Menschen und Lebensentwürfe begegnen.
Wiewohl ich durch die Begegnung mit vielen SozialpädagogInnen zur Ansicht
gekommen bin, daß es erhebliche Unterschiede darin gibt, mit welch
unterschiedlichen Anteilen an Phantasie und Kreativität die jeweilige konkrete,
sozialpädagogische Tätigkeit ausgeführt wird.
Es läßt sich ahnen, daß Phantasie und Kreativität bei einem Mitarbeiter in der
Erlebnispädagogik eher anzutreffen ist als bei anderen, die in Ämter und
Behörden arbeiten.
Aus den Inhalten von Studienangeboten, der Fachhochschulen für
Sozialarbeit/Sozialpädagogik bundesweit, läßt sich entnehmen, daß es deutlich
den Trend gibt, die Themen: „Ästhetische Bildung“ und „Kreativität“ innerhalb
der Studienangebote aufzuwerten.
In Hinblick auf meine zukünftigen Tätigkeit, als Sozialarbeiter/ Sozialpädagoge
erhoffe ich mir, das meine kreativen Fähigkeiten, in der Kinder- und
Jugendarbeit Anwendung finden können .
Die Erfahrungen der letzten Zeit geben zur der Hoffnung Anlaß, das der Wert von
kreativen Arbeiten, z.B.: in der Schulsozialarbeit, immer mehr Bedeutung
beigemessen wird, so das schon jetzt ähnliche Tätigkeit auf Honorarbasis möglich
sind.
Der„Ausblick“ soll zugleich ein Rückblick auf das Zitat der Einleitung sein. In
Zeiten gesellschaftlichen Wandels und im Ordnen des derzeitigen Chaos der
unterschiedlichsten Wertevorstellungen, benötigen auch die Gesellschaft und ihre
Sozialsysteme jede Menge Kreativität, um wieder zu einer ihr, eigenen Ordnung zu
gelangen.